Wir sind Weltmeister
Ja, meine Damen und Herren, sie haben richtig gehört: Wir sind Weltmeister – im Angst haben. Doch wer ist dieses „wir“ eigentlich? Vor was hat dieses „wir“ Angst? Woher kommt diese Angst? Und was hat das alles mit Rechtspopulismus zu tun?
Frankfurt/Main - Ja, meine Damen und Herren, sie haben richtig gehört:
Wir sind Weltmeister.
Im Angst haben.
Doch wer ist dieses „wir“ eigentlich? Vor was hat dieses „wir“ Angst? Woher kommt diese Angst? Und was hat das alles mit Rechtspopulismus zu tun?
Für Denkanstöße zu diesen Fragen und zum Austausch über “Wahlen in Zeiten des Populismus” hatte der Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung am 19.06. in Frankfurt am Main eingeladen.
Zum Thema des Abends sprachen Prof. Dr. Karl Rudolf Korte vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen und Frank Stauss, Geschäftsführender Gesellschafter der Agentur BUTTER.
Prof. Dr. Korte zeichnete dazu zunächst das spitze Bild des Deutschen als Angst-Weltmeister. Zwar würden die Deutschen in Krisenzeiten mehrheitlich dazu neigen, die politische Mitte zu stärken.
Im Falle einer Wechselstimmung würden zudem viele Menschen auf eine neue moderate Kraft und weniger auf die Extreme zu setzen. Dennoch gebe es ein breites Unsicherheitsgefühl mit Bezug auf die persönliche Zukunft.
Frank Stauss führte anschließend aus, dass sich diese Unsicherheit sowohl in persönlichen Erfahrungen, als auch in der öffentlichen Wahrnehmung niederschlägt.
So sei der Wandel in der Arbeitswelt, oft gepaart mit einer zeitlichen und technischen Überforderung eine beispielhafte Ursache für einen sorgenvollen Blick in die Zukunft.
Kommt dann eine Häufung öffentlicher Krisen dazu, in der selbst auf ewig stabil geglaubte Symbole wie z.B. VW oder die Deutsche Bank ins Wanken kommen, bestätigt das die persönliche Wahrnehmung zusätzlich.
Hier hat Stauss jedoch eine klare Botschaft an die Politik, die auch unser Antrieb für Kleiner Fünf ist: Nur durch Haltung und ein klare gestalterische Vision könne eine echte Alternative aufgezeigt und WählerInnen (zurück) gewonnen werden.
Wer sich den Rechtspopulisten anbiedere, gebe diesen dagegen nur Recht und verliere damit vollends.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass viele Deutsche eine moderat-pragmatische Position zur aktuellen Lage beziehen. Dennoch sind Unsicherheiten vorhanden, nicht zuletzt bestärkt durch eine Welle großer Veränderungen, den viele Menschen mit einem gewissen Ohnmachtsgefühl gegenüber stehen.
Diese Unsicherheiten lassen sich durch Angst machenden Populismus ausnutzen.
So konnte sich die AfD als Protestpartei einerseits, aber auch als politische Heimat der Zukunftsängstlichen positionieren und Wahlerfolge feiern.
Im Anschluss an die Veranstaltung hatten wir noch die Gelegenheit einem der Besucher des Abends, Tristan Nagel (23) aus Frankfurt, einige Fragen zu stellen.
KL5: Was hat dich dazu gebracht auf die Veranstaltung zu gehen?
Tristan: Gerade im Bundestagswahljahr ist es meines Erachtens wichtig, sich mit den Entstehungsursachen von Populismus auseinanderzusetzen. Die Veranstaltung bot in diesem Sinne die Möglichkeit, Expertenmeinungen zu diesem Thema zu hören. Auch die Wahl der Redner war meiner Meinung nach interessant, da Professor Korte einen theoretischen beziehungsweise wissenschaftlichen Blick auf das Thema des Populismus hat, wohingegen Herr Stauss durch die Arbeit in der Agentur Butter praxisnahe Erfahrungen vermitteln kann.
KL5: Hast du persönliche Erfahrungen mit Rechtspopulismus im eigenen Freundes- bzw. Bekanntenkreis gemacht?
Tristan: Ich denke, in irgendeiner Form hat jeder Erfahrungen damit gemacht. Meiner Meinung nach geht es jedoch nicht um einzelne Personen, sondern um Rechtspopulismus als gesellschaftliches Problem.
KL5: Im Vortrag ging es um die Bewertung der eigenen Situation und der eigenen Zukunft. Wie beurteilst du deine persönliche Situation?
Tristan: Ich persönlich schätze meine Situation als sehr gut ein und fasse es als Privileg auf, in einem friedlichen Europa aufzuwachsen, obwohl ich natürlich – wie viele andere Menschen – ebenfalls Zukunftsängste kenne. Es ist jedoch entscheidend, welche Schlüsse man aus diesen Zukunftsängsten zieht. Ich denke, meine persönliche Situation ist gerade durch ein geeintes Europa gut und wird in Zukunft gut bleiben, solange wir uns nicht auf die Nationalstaatlichkeit, wie sie von viele Rechtspopulisten gefordert wird, zurückbesinnen. Meine persönliche Zukunft liegt in Europa.
KL5: Was war für dich persönliche die wichtigste Botschaft des Abends?
Tristan: Das Erstarken der Rechtspopulisten in Europa und insbesondere in Deutschland wird oftmals mit der Flüchtlingskrise in Verbindung gebracht. Herr Stauss sagte jedoch diesbezüglich, dass die Gründe für das Erstarken vielfältig sind. Neben den „wankenden Symbolen“ VW und der Deutschen Bank thematisierte er den demografischen Wandel und die Digitalisierung als Ursachen für Verunsicherung. Ich ziehe daraus die Erkenntnis, dass sich das Aufkommen des Populismus nicht auf einzelne Gründe zurückführen lässt. Das Problem basiert, wie Herr Stauss sagt, auf einer Vielzahl von Gründen und Veränderungen in der Gesellschaft. Einige dieser Veränderungen, beispielsweise die fortschreitende Digitalisierung und etwaige Probleme, die sich daraus ergeben, werden uns noch in Zukunft begleiten. In diesem Sinne muss bei Auseinandersetzung mit Populismus langfristig gedacht werden.
KL5: Im Bezug auf unsere Kampagne #wasverlierstdu noch eine letzte Frage: Was verlierst du persönlich, wenn die Rechtspopulisten in den Bundestag einziehen?
Tristan: Das Vertrauen, dass die Probleme der Zukunft konstruktiv und sachlich diskutiert und gelöst werden.
KL5: Danke für deine Zeit und die offenen Antworten!
Tristan: Sehr gerne.
Ihr seht also, warum es so wichtig ist, diesem Angst machenden Populismus entgegen zu treten. Egal ob wir so fühlen oder nicht - Rechtspopulismus geht uns alle etwas an. Das ist der Grund, warum wir Kleiner 5 ins Leben gerufen haben. Darum treten wir mit radikaler Höflichkeit den Hassrednern und Angstpredigern entgegen. Alle die auch mitmachen und aktiv werden wollen, finden hier konkrete Informationen.
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Quelle Fotos: "Landesbüro Hessen der Friedrich-Ebert-Stiftung"