Dein Gegenüber fühlt sich in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt? #sprichesan
An uns ging zuletzt eine Mail, in der unter anderem geschrieben wurde: “[Wir leben in] einem Land, in dem man seine Meinung nicht frei äußern kann, ohne seinen Job zu verlieren.” Einige Menschen in Deutschland haben aktuell anscheinend das Gefühl, dass ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Doch wie kommt das und wie kann man mit solchen Aussagen umgehen?
An der Supermarktkasse hört man eine Kundin hinter sich sagen: “Man
darf hier ja gar nichts mehr sagen, ohne dass die Meinungspolizei
kommt.”
Beim Familienfest ruft ein Onkel: “Aber wenn man das sagt, wird man ja sofort als Nazi abgestempelt!”
In
einer Chatgruppe liest man die Nachricht: “Da war ich lieber still,
seine Meinung kann man in Deutschland ja nicht mehr offen sagen.”
Mit
diesen und ähnlichen Situationen haben sich viele Menschen in den
letzten Monaten konfrontiert gesehen. Auch an uns ging zuletzt eine
Mail, in der unter anderem geschrieben wurde: “[Wir leben in] einem
Land, in dem man seine Meinung nicht frei äußern kann, ohne seinen Job
zu verlieren.” Einige Menschen in Deutschland haben aktuell anscheinend
das Gefühl, dass ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Doch wie
kommt das und wie kann man mit solchen Aussagen umgehen?
Zunächst ist festzuhalten, dass Meinungsfreiheit in Deutschland zu den Grundrechten gehört: §5 des Grundgesetzes garantiert jedem das Recht, die eigene Meinung frei zu äußern und zu verbreiten. Doch wie jedes andere Grundrecht hat auch die Meinungsfreiheit ihre Grenzen. Und zwar dann, wenn die Rechte Anderer dadurch beschränkt werden. Das heißt konkret: Die eigene Meinung darf man äußern, jemanden beleidigen oder verleumden nicht. Auch den Holocaust zu leugnen ist verboten. In den oben genannten Beispielen geht es aber meistens nicht um solche Themen, sondern um Situationen, in denen Menschen ihre Meinung sagen und ihr Gegenüber eine andere Meinung vertritt. Häufig zu Themen, die gesellschaftlich kontrovers diskutiert werden, wie z.B. Einwanderungspolitik oder Genderthemen. Gegenwind für eine persönliche Meinung zu bekommen, wird dann häufig so interpretiert, dass man seine Meinung nicht mehr frei äußern dürfe. Dabei ist es gerade andersherrum: Weil JEDE*R seine*ihre Meinung frei äußern darf, muss es auch ausgehalten werden, wenn das Gegenüber eine andere Meinung hat und diese laut ausspricht.
Was also tun?
Zuallererst: Es ist keine
Option, eigene Meinungen zurück zu halten, nur damit das Gegenüber nicht
das Gefühl hat, dass seine*ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.
Der Austausch unterschiedlicher Meinungen kann für beide Seiten etwas
sehr Bereicherndes sein. Deswegen:
Sprich es an!
- Frag dein Gegenüber, warum er*sie denkt, dass seine*ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird.
- Weise dein Gegenüber darauf hin, dass jede*r das Recht hat seine*ihre Meinung frei zu äußern, und dass dabei natürlich auch zwei Meinungen gegeneinander stehen können.
- Mach deutlich, dass ein Austausch verschiedener Meinungen etwas Bereicherndes und die Grundlage unserer Demokratie ist.
- Setze Grenzen, wenn es um Beleidigung und Diskriminierung geht.
- Bleib ruhig, um Provokationen den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch wenn es um emotionale Themen geht.
- Hake nach, um dein Gegenüber besser zu verstehen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Widersprüche aufzuzeigen.
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Schütze sie, indem du deine Meinung sagst! Weitere Gesprächstipps findest du unter www.sprichesan.de.